Anwendungsbereiche 08. 09. 2017

Wenn der 3D-Druck Sie kleidet...

"Die Mode muss mit der Zeit gehen, wenn sie überleben will". Dieser Satz von Karl Lagerfeld fiel vor zwei Jahren bei seiner traditionellen Channel-Show im Grand Palais und hatte seine Berechtigung, weil die Strukturen seiner Stücke im 3D-Druckverfahren mittels Lasersintern hergestellt worden waren. Und auch wenn es damals vielleicht noch belächelt wurde, wird die Technologie heute immer häufiger in der Textilbranche eingesetzt. Ein Überblick über bestehende Fälle oder wenn der 3D-Druck in unsere Kleiderschränke Einzug hält...

Hinter den Kulissen der Chanel-Show 2015-2016 mit Haute Couture aus dem 3D-Drucker [Ed Alcock / Jérémie Léon / Myop für Le Monde].

Prêt-à-porter und Haute Couture

Ohne dass wir es merken, beginnen Details und sogar ganze Stücke, die im 3D-Druckverfahren hergestellt wurden, unsere Kleiderschränke zu erobern. Unter anderem ist hier die israelische Designerin Danit Peleg zu nennen, die vor kurzem ihr erstes Stück, eine Jacke, vorgestellt hat, die komplett im 3D-Druckverfahren hergestellt wurde. Sie hat sich diese Technologie völlig autodidaktisch angeeignet. Die mazedonische Designerin Irina Tosheva hat ihrerseits ihre Kollektion (die von den symbolträchtigen Schmuckstücken ihres Landes inspiriert ist) mit 3D-gedruckten Details ergänzt.

Wenn die Prêt-à-porter-Branche die Technologie für sich entdeckt hat, ist es offensichtlich, dass die Haute Couture sie auch in ihre Laufstege integriert hat. So hat Karl Lagerfeld, wie bereits erwähnt, die additive Fertigung mit der Couture kombiniert, um komplexere Modelle zu kreieren und bestimmte Stile zu entstauben. Aber er war nicht der Einzige. Denn auch Iris Van Herpen nutzt die Technologie, um ihre Kreationen zum Leben zu erwecken und die Branche zu disruptieren. Sie war die erste, die 2011 bei der Präsentation ihrer Kollektion "Voltage" auf der Pariser Fashion Week den 3D-Druck in der Textilbranche einführte. Als Vorreiterin übertrug sie die Idee auf andere große Namen wie Alexander McQueen.

Schuhe

Auch die Schuhbranche ist nicht untätig, insbesondere dank Adidas und der 3D-gedruckten Sohle des Futurecraft 4D-Sneakers. Dieser scheint der erste massenhaft produzierte Sneaker zu sein, bei dem diese Technologie zum Einsatz kommt. Die Sohle wird jedoch nicht nur im 3D-Druckverfahren hergestellt, sondern auch mit UV-Licht kombiniert, um ein stärkeres und damit haltbareres Ergebnis zu erzielen. Dieser Sneaker wird der zweite Versuch für die deutsche Marke sein. Denn bereits 2016 hatte derUltraBOOST Uncaged Parley für Aufsehen gesorgt, weil er die 3D-Technologie bei der Produktion einsetzte.

Aber auch bei Straßenschuhen ist es gelungen, den 3D-Druck zu integrieren. Hier sind vor allem die Marke United Nude oder der Designer Brian Oknyasnky zu nennen. Beide haben Schuhmodelle entworfen, die vollständig im 3D-Druckverfahren hergestellt werden und endlos anpassbar sind.

In Frankreich hat Eram auf der Paris Retail Week 2016 Absätze eingeführt, die dank des 3D-Drucks unendlich viele Accessoires haben. Mittlerweile sind 500 Kombinationen erhältlich. Das Konzept wurde Anfang Juli in einer ihrer Boutiquen in Nantes vorgestellt und angeboten und war ein großer Erfolg.

Das Zubehör

Was Accessoires betrifft, so kann man mithilfe des 3D-Drucks immer außergewöhnlichere und maßgeschneiderte Dinge herstellen: Handtaschen, Schmuck, Fliegen und sogar Make-up!

Maison 203 Studio ist beispielsweise auf die Herstellung von Accessoires mittels 3D-Druck spezialisiert. Im Jahr 2015 brachte die Marke eine 3D-gedruckte Handtasche aus Nylon heraus, die " Armure Clutch ".

3D PROD war bereits an der Kreation von Schmuck für die Marke Camen beteiligt. Die Entscheidung für die 3D-Technologie war seitens Camen strategisch. Denn der 3D-Druck ermöglicht die Entwicklung, die Kreation und die Verfolgung des "Objekts" in Echtzeit.

Auch das brasilianische Architekturunternehmen Estudio Guto Requena stellt mithilfe der 3D-Technologie originelle und einzigartige Anhänger her.

Auch kleinere Accessoires werden heute in 3D hergestellt, wie zum Beispiel Bits Tailor, ein französisches Start-up-Unternehmen, das den 3D-Druck in den Dienst der Kreativität stellt, indem es vollständig anpassbare Stücke anbietet. Fliegen, Schuhschmuck - alles wird zunächst auf einem herkömmlichen Bürodrucker ausgedruckt und dann für das fertige Stück aus Metall hergestellt.

Am erstaunlichsten ist jedoch die Verwendung der Technologie für die Kosmetikindustrie. Es scheint in der Tat erstaunlich, dass der 3D-Druck diesem so speziellen Sektor dienen kann. Im Jahr 2014 wurde Mink vorgestellt, ein kleiner 3D-Drucker, mit dem sich alle Arten von Make-up (vom Lippenstift bis zur Foundation) herstellen lassen. Sie kann jede farblose Substanz (Puder oder Creme) in dem Farbton einfärben, den der Nutzer wünscht. Ein weiteres Beispiel sind zwei junge Amerikanerinnen, die mithilfe des 3D-Drucks künstliche 3D-Nägel aus Harz (auf Nylonbasis) entwarfen.

Die Grenzen der Technologie für den Sektor

Die Verwendung des 3D-Drucks hat noch einige Grenzen, um die Branche wirklich zu revolutionieren. Das größte Problem sind die Materialien: Es ist zwar möglich, Kunststoff- oder Harzschichten zu addieren, aber es ist noch nicht möglich, Materialien wie Baumwolle oder Seide zu verwenden, die in der Textilindustrie geradezu unerlässlich sind.

Die zweite Einschränkung liegt in den Herstellungszeiten. Denn ein Objekt schichtweise zu erstellen, dauert nicht so lange, wie es aus einer eigens dafür geschaffenen Form herauszuholen. Der Einsatz der 3D-Technologie eignet sich daher eher für die Gestaltung von Kleinserien als für die Herstellung von Produkten in großem Maßstab. Dies führt naturgemäß zu immer noch recht hohen Preisen.

So wird der Weg zu einem Produktionsapparat, der in der Lage ist, massenhaft und zu niedrigen Kosten Kleidung, Schuhe oder Accessoires herzustellen, die individuell auf die Nachfrage zugeschnitten sind, noch lang, aber nicht unmöglich sein.

 

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